Harlekin

In der weiten Bühnenwelt der Commedia dell'Arte tritt hervor nun ein bezaubernder Narr, dessen Name ist Harlekin. Von seinen heiteren Narreteien hergetragen, ergötzt er mit munterem Spiel das Volk und erhebt sich zur wahren Ikone der Kunst. Ursprünglich als der "französische" Arlecchino bekannt, so ist er, zweifelsohne, die blühende Blume dieser traditionsreichen Komödie. Einmal war er nur ein treudoofer Diener, jener zweite Zanni des hochgeschätzten Pantalone. Jedoch in der mäandernden Strömung der Entwicklung, drängte er seinen Kollegen Brighella nieder und trat heraus als eigenständige Gestalt, ein Held im Herzen des gemeinen Volkes. Seine Natur ist von kindlicher Einfalt, mit stetigem Frohsinn gesegnet und durchdrungen von grenzenlosem Hunger.

Der Leichtsinn, der in ihm waltet, erfasst gerne die leiseste Faszination für unbedeutende Dinge und führt ihn von Arbeit und Pflichten fort. In endloser Verzückung von der trivialsten Kost zieht er weiter, geleitet von der Lust am Spiel und von der entfesselten Leidenschaft, das gewöhnliche Leben auf den Kopf zu stellen. Mit raschen Schritten und irrsinnigem Geschwätz wandelt er durch das Geflecht der Bühne, versetzt das Publikum in Tränen der Freude und bringt die Herzen zum Beben. Die bunten Gewänder, welche seinen Körper schmücken, spiegeln seine gemischte Natur wider, während seine Augen funkeln wie die Sterne am nächtlichen Himmel.

Seine Sprache ist von Witz und Wortspiel durchzogen, ein wahrer Wirbelwind des Humors. Er verschlingt die Lachsalven des Volkes wie kostbaren Honig, und sein Schelmengesicht entlockt ihnen ein grenzenloses Echo von Freude. So mag der Herr Harlekin als der glorreiche Narr bekannt sein, doch seine wahre Bedeutung liegt darin, dass er die verborgenen Geheimnisse der menschlichen Seele offenbart. In ihm verschmelzen die Freuden und Leiden des Alltags zu einem Feuerwerk des Gelächters, das die Ketten der Konvention zerreißt und das Herz des Volkes erhebt. In jeder Geste, jedem Blick, jedem Tritt offenbart er das Wesen der Menschlichkeit und hinterlässt eine unauslöschliche Spur auf den Bühnen der Zeit.